20. November 2023

„Änderungen in der Betreuung wird es nicht geben“

bauelemente bau im Gespräch mit Jörn Schütte, Vertriebsleiter bei der Deceuninck Germany GmbH

Jörn Schütte: „Damit wird nicht der Abschied vom größten Fenstermarkt Europas eingeläutet!“ Foto: Deceuninck

Die Ankündigung von Deceuninck, dass die Produktion in Deutschland eingestellt und die beiden Standorte in Bogen sowie in Hunderdorf geschlossen werden sollen, haben wie zu erwarten für reichlich Wirbel in der Branche gesorgt und eine Vielzahl von Fragen aufgeworfen hinsichtlich der weiteren Betreuung und Belieferung der deutschen Kunden. Im kurzfristig angesetzten Gespräch mit Jörn Schütte, Vertriebsleiter bei der Deceuninck Germany GmbH, konnten wir die wichtigsten Fragen klären.

Was sind die Gründe für den Entschluss, die Standorte zu schließen?

Die aktuelle Marktsituation ist für alle Standorte der Gruppe schwierig. Die Kostenstruktur in Deutschland ist im Vergleich zu den anderen Werken in Europa höher. Es wären außerordentlich hohe Instandhaltungskosten auf den Standort in Deutschland zugekommen. In den letzten Jahren wurden daher schon die Kapazitäten nach Polen, Frankreich und Belgien verlagert.

Die Aufgabe der Produktion ist aber kein Vorbote für einen Rückzug aus dem deutschen Markt?

Nein, hierzu gibt es ein klares Statement des CEO Europe von Deceuninck. Hiermit wird ein auf Grund der Kostenstrukturen logischer Schritt vollzogen und nicht der Abschied vom größten Fenstermarkt Europas eingeläutet. Deceuninck wird daher auch weiterhin im deutschen Markt aktiv bleiben und will weiterwachsen.

In der Pressemitteilung des Unternehmens ist von einer geplanten Schließung die Rede. Von welchem Zeithorizont ist dabei auszugehen?

Es sind Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung geplant, um einen Sozialplan und Interessensausgleich zu erarbeiten. Die gemeinsame Klärung erfolgt in den nächsten Wochen und Monaten.

Wie sind die Aussichten für die Mitarbeiter, in der Region wieder eine Anstellung zu finden?

Die Arbeitslosenquote liegt in der Region bei 2,5 Prozent, was nahe an der Vollbeschäftigung ist. Zudem plant BMW den Bau eines neuen Batteriewerkes. Weitere große Unternehmen sind in der Region ansässig. So schlecht sind die Perspektiven also nicht.

Hat die Ankündigung nicht für Unruhe unter Ihren Kunden gesorgt?

Ich habe mit vielen unserer Kunden persönlich gesprochen, um die Situation zu erläutern. Danach gaben sich 90 Prozent der Gesprächspartner entspannter, als ich gerechnet hatte. Etwas kritischer sehen es die Kunden, die mit „Made in Germany“ werben. Aber auch für diese Kunden sind letztendlich eine zuverlässige Lieferung und eine hohe Produktqualität entscheidend.

Was ändert sich für die deutschen und internationalen Kunden?

Eigentlich nur, dass sie künftig durch andere Werke beliefert werden. Wir gehen sogar davon aus, dass wir künftig Lieferzeit einsparen können. Insbesondere die Produktion von kaschierten Profilen war ein komplexer logistischer Prozess. Mit der teilweisen Verlagerung der Produktion sowie der Kaschierung nach Polen konnten wir schon Verbesserungen erreichen.

Ist mit Änderungen bei der Betreuung zu rechnen?

Nein, denn die lokalen Abteilungen Vertrieb, Marketing, Technik und Anwendungstechnik sind von der Kündigung nicht betroffen. Den Kunden stehen daher die gewohnten Ansprechpartner auch weiterhin zur Verfügung.

Bogen liegt nicht unbedingt zentral und logistisch günstig. Ist daher ein Standortwechsel geplant?

Die Vertriebsmitarbeiter agieren in der Regel vom Home Office aus. Die anderen Mitarbeiter sind in der Region beheimatet. Diese wollen wir nicht verlieren. Die Aufgabe des Standortes Bogen steht daher nicht zur Diskussion.

Wie werden Sie auf der Fensterbau Frontale im März nächsten Jahres auftreten? Als Deceuninck Germany GmbH oder als Deceuninck-Gruppe?

Wir sind mit Deceuninck Germany als offizieller Aussteller gelistet. Natürlich ist die Messe aber für die gesamte Gruppe relevant. Wir werden sie nutzen, um unsere aktuellen Themenschwerpunkte – nachhaltige Produkte und die ThermoFibra Glasfasertechnologie – zu präsentieren, was ja leider in den letzten Jahren nicht möglich war.

Auf die Homepage von Deceuninck gelangen Sie über diesen Link.

 

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